Besser angestellt bei PROCOM anstatt selbständig. Warum? Ein Interview mit Gebärdensprachdolmetscherin Caroline Dudek

Die LSF-Gebärdensprachdolmetscherin Caroline Dudek arbeitete lange Zeit selbständig in Frankreich, bevor sie sich bewusst für eine Anstellung bei PROCOM entschied. Warum sie diesen Schritt bis heute nicht bereut, erzählt sie im Interview.

PROCOM: Was hat dich motiviert, Gebärdensprachdolmetscherin zu werden?

Caroline Dudek: Ich glaube nicht, dass man zufällig Gebärdensprachdolmetscher wird, in meinem Fall ist es eine Geschichte von Begegnungen. Als ich ein Teenager war, traf ich in einem Sommercamp einen jungen Gehörlosen, und da habe ich zum ersten Mal die Gebärdensprache entdeckt. Später, als ich gerade mein Medizinstudium begonnen hatte, bekamen meine Nachbarn einen gehörlosen Jungen, was in dieser hörenden Familie ein echter Schock war. Ich sagte mir, dass die Gehörlosigkeit aus einem bestimmten Grund in mein Leben zurückgekehrt war. Ich beschloss, Gebärdensprachkurse zu besuchen und entschied mich bald, dies zu meinem Beruf zu machen und Dolmetscherin zu werden.

Warum hast du dich für eine Anstellung bei PROCOM entschieden, anstatt selbstständig zu arbeiten?

Bevor ich zu PROCOM kam, habe ich fast 10 Jahre in einem Dolmetscherdienst in Frankreich gearbeitet. Bei meinem Vorstellungsgespräch gefielen mir die Arbeitsbedingungen. Ich wurde auch gebeten, eine Anerkennung in Zusammenarbeit mit der Berufsvereinigung ARILS (Association des interprètes de Suisse romande) durchzuführen. Da ich zu diesem Zeitpunkt fast nichts über die Schweiz wusste, konnte ich viel lernen und war schnell einsatzbereit. Ich wurde wirklich begleitet, um mich entspannt an meinem Arbeitsplatz einzufinden.

Du wohnst in Frankreich und arbeitest als Dolmetscherin in der Schweiz. Wie funktioniert das als Grenzgängerin?

Es gibt viele Unterschiede zwischen Frankreich und der Schweiz, aber PROCOM hat sich bei meiner Ankunft um alle administrativen Schritte gekümmert. Bei PROCOM gibt es auch andere Grenzgänger-Dolmetscher, deren Rat ich ebenfalls in Anspruch nehmen konnte. Es braucht etwas Zeit, sich an das Schweizer System zu gewöhnen.

Die Gehörlosengemeinschaft in der Westschweiz ist sehr freundlich. Die Gehörlosen haben mich sehr gut aufgenommen als ich ankam. Da die Nachfrage sehr gross ist, ist eine neue Dolmetscherin immer sehr willkommen.

Wie empfindest du die finanzielle Stabilität und Sicherheit eines festen Einkommens?

Die Arbeitsbelastung schwankt und die Löhne sind nie fest. Aber sicher ist, dass es in allen Kantonen Arbeit gibt, wenn man arbeiten will!

Wie schätzt du deine Einsatzplanung und deine berufliche Zukunft bei PROCOM ein?

Für die Romandie haben wir ein Verwaltungsteam in Lausanne. Es kümmert sich um den gesamten administrativen Teil: Auftragsmanagement, Rechnungsstellung, Planung usw. Es ist schön, dass ich das nicht zusätzlich zu meiner anspruchsvollen Arbeit als Dolmetscherin machen muss. Ich fühle mich wohl bei PROCOM und hoffe, dass das so bleibt.

Welche Vorteile bietet die soziale Sicherheit, die mit dem Angestelltenstatus verbunden ist (AHV, Pensionskasse, Krankentaggeldversicherung)?

Das Angestelltenverhältnis bringt eine gewisse Sicherheit mit sich: Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen beide AHV-Beiträge, die Dolmetscherin ist im Krankheitsfall versichert. Als Selbständige ist das anders.

Inwiefern ermöglicht das Angestelltenverhältnis bei PROCOM eine gute Work-Life-Balance?

Die freie Wahl der Arbeitstage und Arbeitszeiten ist sehr angenehm, um das Privatleben parallel zu organisieren. Es gibt jedoch Einsätze, die an jedem Tag des Jahres stattfinden, und diese Freiheit ist daher begrenzt. In der Tat ist es notwendig, verfügbar zu sein, um eine Rotation innerhalb des Dolmetscherteams einzuhalten, ich denke insbesondere an Téléjournal. Aber im Grossen und Ganzen sind die Dolmetscher relativ frei in der Wahl ihrer Arbeitszeiten.

Wie profitierst du von der Unterstützung und dem fachlichen Austausch im Team?

Als Dolmetscher sind wir oft allein. Deshalb ist es gut, wenn wir bei manchen Einsätzen zu zweit sind und uns mit unseren Kollegen austauschen können.

Darüber hinaus organisiert PROCOM Intervisionssitzungen nach Regionen und Teams, die mehrmals im Jahr einen regelmässigen Austausch mit unseren Dolmetscherkolleginnen und -kollegen, aber auch mit Abteilungsleitern, Dolmetschern aus anderen Sprachregionen und Mitgliedern der Direktion ermöglichen.

Welche Aspekte deiner Arbeit schätzt du heute am meisten?

Ich schätze es, dass ich meine Arbeitstage und -wochen frei einteilen kann. Ich schätze es auch, dass ich „wählen“ kann, wann ich arbeite. Aber am meisten schätze ich die Vielfalt der Einsätze. Wenn man will, kann man wirklich alles machen. Diese Möglichkeit wird uns geboten und ich finde, dass das für eine Dolmetscherin sehr bereichernd ist.

Was würdest du Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern raten, die zögern, ob sie für PROCOM oder freiberuflich arbeiten sollen?

Das ist schwer zu beantworten, weil jeder seine Arbeit und sein Berufsleben so sieht, wie er es möchte. Ich kann nur sagen, dass ich mich bei PROCOM wohl fühle und meinen Arbeitgeber nicht wechseln möchte.

Vielen Dank Caroline für deine Einblicke! (Das Interview führte Roman Probst)